×
View this page in English

Geschichte der Wirgin Kamerawerke

Was waren die wichtigsten Punkte der Firmengeschichte der Wirgin Kamerawerke aus Wiesbaden?

1920 wurde die Firma Wirgin in Deutschland von den Brüdern Heinrich, Josef und Max Wirgin gegründet. Sie bauten laufende Bodenplattenkameras und später auch mit der Gewirette eine Kompaktkamera für 127-Rollen-Film. Mitte der 1930er Jahre folgte die Edinex, eine 35mm-Kamera, die ebenfalls als Adrette für die Firma Adox gebaut wurde.

Während der “Arisierung” wurde das Unternehmen 1938 vom deutschen Staat beschlagnahmt und in die Dr. Schleußner Adox-Werke integriert. Der Grund dafür war die jüdische Herkunft der Firmengründer. Die drei Brüder konnten mit Hilfe in die USA fliehen.

Nach Kriegsende kehrte Heinrich Wirgin, der inzwischen seinen Namen in Henry Wirgin geändert hatte, nach Deutschland zurück. Das Unternehmen wurde in Wiesbaden neu gegründet. Die Produktion von Kameras wurde wieder aufgenommen. Max Wirgin blieb in den Vereinigten Staaten und gründete die Camera Specialty Company (Caspeco) in New York. Das Unternehmen verkaufte verschiedene Fotoprodukte und importierte auch Kameras aus Deutschland.

Ein Verwaltungsbeamter der amerikanischen Besatzungszone stellte den Kontakt zwischen Wirgin und Heinz Waaske her. Heinz Waaske wurde 1924 in Berlin geboren und absolvierte eine Lehre als Feinmechaniker. Er war später in der Wehrmacht, erlitt schwere Verletzungen und wurde in Kriegsgefangenschaft genommen. Nach Kriegsende kam er bei der Berliner Firma Krenzin mit der Kameratechnik in Berührung und begann mit dem Bau von Kameras. 1948 stellte er einen Prototyp für eine 16mm-Kamera fertig und verkaufte die Pläne an die Amerikaner.

Bei den Wirgin Kamerawerken wurde Heinz Waaske ebenfalls als Feinmechaniker eingestellt. Er stieg schnell zum Leiter der Versuchswerkstatt, Designer und schließlich zum Chefdesigner auf. Als Chefkonstrukteur entwickelte er die Edixa Reflex, eine Spiegelreflexkamera mit automatischem Zentralverschluss. Es war die erste Kamera dieser Art aus Westdeutschland. Bis Edixamat Reflex und Edixa-Electronica war er für den Geschäftsbereich Wirgin verantwortlich.

Bei der Entwicklung der Edixa 16, einer Kamera für die 16-mm-Filmpatronen von Rollei, bemerkte er die Nachfrage der Kunden nach einer Kompaktkamera mit dem größtmöglichen Filmformat. Daraufhin entwickelte er die kleinstmögliche Kamera für das populäre Kleinbildformat. Der Prototyp gefiel Henry Wirgin nicht. 1965 wechselte Heinz Waaske zu seinem Konkurrenten Rollei und fand ein offenes Ohr für dessen Entwurf. Die Rollei 35 wurde 1966 eingeführt, wurde ein weltweiter Erfolg und ist bis heute eine der beliebtesten und ikonenhaftesten Kameras des deutschen Herstellers.

1962 wurde die Firma Franka vom bayerischen Bayreuth übernommen. Dort wurden Teile der Produktion von Edixa-Kameras gebaut. 1967 wurden die Franka-Werke geschlossen und 1968 die Produktion in Wiesbaden. Anfang der 1970er Jahre wurde die komplette Produktion von Kameras eingestellt, zu groß war der Druck und die Innovationskraft der japanischen Hersteller. Henry Wirgin starb 1989 im Alter von 90 Jahren in Wiesbaden.

Der Markenname Edixa der Firma Wirgin sollte eigentlich Edina lauten. Sie wurde nach einem Einspruch der Kodak AG wegen Verwechslungsgefahr mit ihrem Handelsnamen Retina in Edixa geändert. Die meisten Kameras wurden von Wirgin unter diesem Namen angeboten. Später wurde die Marke auch von anderen Herstellern verwendet.

Eine japanische Filmkamera wurde als Edixa 8mm verkauft. Die Edixa 2 MTL SLR wurde von Cosina in Japan entwickelt und gebaut. Die deutschen Objektivhersteller A. Schacht, Isco und Schneider-Kreuznach verkauften Objektive mit Edixa im Namen. Viele Jahre später wurden mit der Traditionsmarke auch einfache Kleinbildkameras und Digitalkameras aus asiatischer Produktion angeboten.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert