Die Geschichte von Rollei ist eine beispielhafte Erzählung in der Zeitleiste der Fototechnik, denn sie ist geprägt von Innovation, hoher Qualität und bemerkenswerter Widerstandsfähigkeit. Rollei, ursprünglich unter dem Namen Franke & Heidecke bekannt, stieg von einem kleinen Unternehmen in Braunschweig zu einem weltweit anerkannten Giganten der Kamerabranche auf, der vor allem für seine Spiegelreflexkameras bekannt war.
Ein bescheidener Anfang (1920-1928)
In der Anfangsphase des Unternehmens hatten die Gründer Paul Franke und Reinhold Heidecke den Ehrgeiz, eine bahnbrechende Fotoausrüstung herzustellen. Sie nahmen 1920 in Braunschweig den Betrieb auf und arbeiteten zunächst an Kamera-Prototypen mit Goerz-Objektiven. 1921 stellten sie ihre erste Kreation vor, die Heidoscop, eine Stereokamera mit Tessar-Objektiven, die hauptsächlich von Heidecke entwickelt worden war. Infolge kontinuierlicher Innovationen und Verbesserungen entstand 1926 der Rolleidoscop, eine überarbeitete Version des Heidoscop. Diese Innovation markiert den Beginn des kultigen Markennamens Rollei.
Die Geburt der Rolleiflex und die schnelle Expansion (1929-1938)
Das Jahr 1929 markiert einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte von Rollei: Die Original Rolleiflex, eine zweilinsige Spiegelreflexkamera, wird auf den Markt gebracht und findet schnell großen Anklang. Angesichts der steigenden Nachfrage und der Produktionsengpässe erweiterte das Unternehmen 1930 seine Fertigungskapazitäten. In dieser Zeit entstanden eine Reihe neuer und verbesserter Modelle, zu denen die Baby-Rolleiflex und die Rolleicord zählten, eine kostengünstige Alternative zum Flaggschiff Rolleiflex. 1937 gewann die Rolleiflex Automat einen Grand Prix auf der Pariser Weltausstellung und festigte damit den guten Ruf der Marke auf dem Markt.
Auswirkungen des Krieges und Wiederaufbau nach dem Krieg (1939-1949)
Während des Zweiten Weltkriegs musste das Unternehmen aufgrund der zerstörerischen Auswirkungen des Krieges eine Innovationspause einlegen. Dennoch begann das Unternehmen nach Kriegsende 1945 mit dem Wiederaufbau. Trotz Materialknappheit wurden bis 1949 neue Produktionslinien vorbereitet, die den Weg für einen erneuten Innovationsschub in den 1950er Jahren ebneten.
Das Goldene Zeitalter: Technologische Innovationen und Marktbeherrschung (1950-1969)
Die 1950er Jahre markieren das Goldene Zeitalter von Rollei mit der Einführung einer Reihe von bahnbrechenden Produkten. Die Rolleicord III, die mit fortschrittlichen Objektiven und Verschlüssen ausgestattet war, kam 1950 auf den Markt. In den folgenden Jahren brachte Rollei immer wieder neues Zubehör, Unterwassergehäuse und eingebaute Belichtungsmesser auf den Markt und bewies damit seine Innovationsfreude. In dieses Jahrzehnt fällt auch der bedauerliche Tod des Firmengründers Paul Franke im Jahr 1950, doch unter der Leitung seines Sohnes Horst Franke setzte sich der Aufschwung des Unternehmens fort.
In den 1960er Jahren setzte das Unternehmen seine beeindruckende Entwicklung mit mehreren Neueinführungen fort, zu denen die Rollei Magic, die Weitwinkel-Rolleiflex und die Rolleiflex SL 66, die erste einäugige Rollfilm-Spiegelreflexkamera von Rollei, zählten. In einer bedeutenden unternehmerischen Entwicklung änderte das Unternehmen 1962 seinen Namen in Rollei-Werke Franke & Heidecke und spiegelte damit seine sich entwickelnde Identität und Marktpositionierung wider.
Diversifizierung und digitale Umstellung (1970-2000)
Zu Beginn der 1970er Jahre setzte Rollei auf Diversifizierung und führte 1970 seine erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera, die Rolleiflex SL35, ein. Außerdem erweiterte das Unternehmen seine Aktivitäten mit neuen Produktionsstätten. Nach dem Zusammenbruch von Zeiss Ikon übernahm es 1972 die Marke Voigtländer. In den folgenden Jahrzehnten vollzog Rollei den Übergang zum digitalen Zeitalter mit der Einführung von digitalem Rückenzubehör, Digitalkameras und anderen digitalen Bildsystemen. Im Jahr 2000 feierte Rollei sein 80-jähriges Bestehen, ein Beweis für sein bleibendes Vermächtnis in der Fotobranche.
Herausforderungen und Wiedergeburt (2001-2015)
Trotz seiner beeindruckenden Geschichte brachte das neue Jahrtausend Herausforderungen für Rollei. Im Jahr 2009 meldete das Unternehmen Insolvenz an, da es nicht in der Lage war, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ein Hoffnungsschimmer tauchte jedoch 2010 auf, als DHW Fototechnik die Produktion mehrerer Rolleiflex-Modelle wieder aufnahm. In dieser Zeit kam es zu einer Reihe von Unternehmensveränderungen, zu denen auch ein Eigentümerwechsel und eine Umstrukturierung zählten. Leider stellte DHW Fototechnik 2014 einen Insolvenzantrag. Im darauffolgenden Jahr benannte sich RCP, die Inhaberin der Rollei-Markenrechte, in Rollei GmbH & Co. KG um und läutete damit einen Neuanfang für die kultige Marke ein.
