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Mirko Böddecker, Adox, im Interview

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ADOX produziert Fotobarytpapiere, PE Fotopapiere, Kleinbildfilme, Rollfilme, Planfilme, Fotochemikalien u.v.m. Ziel ist es auch nach der “digitalen Revolution” ein umfassendes Sortiment an klassischen, fotografischen Materialien anzubieten.

Wir haben mit Mirko Böddecker, dem Geschäftsführer von Adox, ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft gewagt. Außerdem geht es um die Produktion von Farbfilmen, mit einem Blick nach Italien, und wieso wir Fotopapiere kaufen sollten.

Wie war das Jahr 2013 für Adox?

ADOX hat vor rund 2 Jahren angefangen selber zu produzieren. Aufgrund der Komplexität in der Herstellung von analogem Fotomaterial sind wir noch weitgehend damit beschäftigt die Abläufe zu implementieren und Schritt für Schritt zu optimieren.
Auch wenn sich Teilbereiche des Marktes auf einem gewissen Niveau stabilisiert haben, so brechen nach wie vor Zulieferer weg, die Preise für die Einsatzstoffe steigen stetig und vieles müssen wir jetzt schon selber herstellen, von dem wir eigentlich dachten, dass wir es zukaufen könnten.
So musten wir z.B. in 2013 unseren Verpackungshersteller übernehmen, anfangen Rollfilmschutzpapier selber herzustellen und schneller als geplant die Chemie Produktion hochfahren, da der Vorlieferant nicht mehr in der Lage war “solch überschaubare” Mengen industriell zu fertigen.
Insgesamt haben wir alle das Problem, dass die derzeitigen Marktpreise alle diese Bemühungen nicht reflektieren.
Die Preise -besonders für Film- verharren auf dem Niveau der 80iger Jahre (inflationsbereinigt). Nur dass man heute gerade noch 1/1.000 davon herstellt.
Das ist auf Dauer gefährlich für die Existenz der Hersteller. Keine der Pleiten der letzten Jahre war unabdingbar. Wären die Preise analog zu den Kosten gestiegen, könnten jetzt alle weiter leben und kleinere Mengen produzieren. Der Verbraucher hätte eine größere Auswahl, müsste aber pro Film mehr bezahlen.
Der Verbraucher hat sich aber für eine andere Variante entschieden, was nicht verwunderlich ist. Das Angebot ist ja immer noch sehr groß und kurzfristig bringt ihm dieses Verhalten Rendite. Die Entscheidung war also rational und zu erwarten.

Wie hat sich der Filmmarkt im Laufe der letzten zwei bis drei Jahre entwickelt?

Film ist weitgehend stabil. Der Umsatz bricht beim Papier weg und da leider dramatisch. Das Papier hält aber die Fabriken am Leben, weil damit Mengen verknüpft sind, die das “Grundrauschen” finanzieren. Nur vom Film kann keiner leben.
Das ist kein Problem der analogen Fotografie allein. Mit Ilford-Schweiz ist gerade ein technologisch führender Hersteller von Inkjet Materialien bankrottgegangen.
Die Leute printen generell weniger und betrachten Bilder immer mehr an digitalen Anzeigegeräten.
Ich bin aber zuversichtlich, dass auch in diesem Punkt bald eine Gegenbewegung aufkommen wird.
Wenn man das Ipad an die Wand nagelt geht es immer noch kaputt.

Wird es von Adox auch mal einen eigenen Farbfilm geben?

Farbfilme können Sie heute immer noch für 79 Cents an der Aldi Kasse kaufen.
Dafür können wir nicht einmal einen bereits gegossenen Film konfektionieren. Dieses brettharte und ruinöse Geschäft können und müssen wir den sterbenden Giganten überlassen.
Es ist letztlich eine Frage von Menge, Preis und Anspruch. Einen Qualitätsfilm im Farbbereich wird niemand neu herausbringen. Die Einstiegs-Hürden sind viel zu hoch. Sie können schon mit dem laufenden Geschäft kaum die Ersatz-Investitionen decken. Anlaufinvestitonen sind undenkbar.
Wenn sich eine Nische auftut, nutzen wir sie. ADOX produziert bereits einen Farbfilm: Den Color Implosion.
Ferrania zielt auf eine ähnliche Nische. Dort hat man schon viel Know-how vorrätig und mit überschaubarem Aufwand kann man daraus etwas machen. Das ist dann qualitativ zwar nicht auf Ektar Niveau aber wenigstens verfügbar. Fuji und Kodak sprechen ja nicht einmal mit uns. Die schweben irgendwo in einer anderen Sphäre und kündigen per Dekret Produkte ab. Für einen Kodak oder Fuji Manager muss der größte Albtraum, der Kontakt zu einem lebenden Kunden sein.
In einer Kooperation mit Ferrania könnte ich mir sehr viele spannende Produkte im Farbbereich vorstellen. Wir schmieden schon seit Monaten gemeinsam Pläne und trinken Unmengen Espresso.

Was können wir als Fotografen und Kunden tun, um die analoge Fotografie am Leben zu halten?

ADOX Fotopapier und Entwickler kaufen. Am besten keine Filme. Das Filmgeschäft ist seit Jahren grenzwertig oder defizitär.
Quatsch. Kauft einfach irgendwas und habt Spaß beim Fotografieren. Wir machen schon im Hintergrund.

Was ist für 2014 geplant?

Zu viel um es aufzuschreiben. Nehmen wir doch nur die letzten Tage seit Anfang des Jahres:

-Der ADOX Vergrößerer ist online
-Das Analog Starter Set “Fotolabor-Komplet” (Mit Vergrößerer) ist da
-FX-39 ist wieder da
-Wir haben drei neue Planfilmformate

Das wird so weiter gehen. Kurzfristig wird aus dem vorhandenen Sortiment ein größeres Angebot aufgebaut (mehr Größen und Abpackungen bei den Papieren und Chemikalien). Das können wir jetzt machen durch die eigene Manufaktur und entspricht den sich verändernden Markterfordernissen.
Dann kommt das MCC in matt, hoffentlich das Polywarmton, der CHS 100 II Rollfilm, neue Entwickler, hoffentlich die ersten Produkte aus der Kooperation mit Ferrania und alles woran ich heute noch gar nicht denken kann :-)

Ein Kommentar zu “Mirko Böddecker, Adox, im Interview

  • “Escalefilm”, Ernst Schürch, Hauptstrasse 21, CH 8505 Pfyn
    16. Mai 2014 um 21:38

    Sie produzieren S8-Kinefilme. Dann sollten doch auch DS8-Filme erhältlich sein? Wir sind übrigens sehr an 16mm Filmen interessiert, oder gegebenenfalls auch unperforiertes Basismaterial. Es kommt aber nur Acetat-Trägermaterial infrage.

    Besten Dank für Ihre Antwort

    mit freundlichen Grüssen
    E. Schürch

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